Oktober 2014: Pressegespräch zur weiteren Verlegung von Stolpersteinen

Nachdem im Kultursenat nicht sehr einleuchtende Abstimmungen bzgl. der Verlegung von weiteren Stolpersteinen in Landshut stattgefunden haben, versucht der Verein „Stolpersteine für Landshut – gegen das Vergessen e.V.“ im Rahmen eines Pressegesprächs die vom Stadtrat genehmigte Liste jüdischer Bürger*innen abarbeiten zu lassen und nicht etwa ein Ende dieser Form des Gedenkens ins Auge zu fassen.
Der Antrag zur Verlegung von Stolpersteinen für die Familie Wittmann, hervorgegangen aus einem Projekt der Ursulinen-Realschule, wird vm Statdrat einstimmig (10:0) angenommen. Hierbei ist verwunderlich, dass dieser Antrag gestellt werden musste, zumal die Familie Wittmann auf der ursprünglichen, 24 Personen umfassenden Liste aufgeführt ist. Dagegen wird der Antrag des Vereins Stolpersteine und der Grünen bzw. SPD auf eine zusätzliche Verlegung für die Familien Landauer/ Hirsch bei Stimmengleichheit (5:5) abgelehnt. Die Begründung lautet: Es müsse erst die Anfangsliste abgearbeitet werden, und außerdem sei eine zu häufige Verlegung nicht sinnvoll (Tausche). Ein Vorschlag von Frau Prof. Dr. Goderbauer-Marchner, andere Mittel und Wege des Gedenkens unter Einbeziehung örtlicher und regionaler Künstler zu suchen, wird mit 6:4
angenommen.

Im Pressegespräch, zu dem auch Kunstsachverständige – Raimund Reiter, Vorsitzender des Kunstvereins, und Franz Schneider, Vorsitzender der Galerie – eingeladen waren, werden der Verein Stolpersteine und das Kunstprojekt von Gunter Demnig detailliert vorgestellt. Zudem wird der Antrag der Familien Landor (ehemals Landauer) eingebracht. Bei einem Besuch im Juni 2014 hatten die Angehörigen der Familien Landauer und Hirsch gebeten, auch Stolpersteine für die geflüchteten Vorfahren verlegen zu lassen. Dieses Ansinnen wurde im Stadtrat aber abgelehnt. Das Kunstprojekt von Gunter Demnig sieht die Stolpersteine grundsätzlich zum Gedenken an alle NS-Opfer vor. Dieses europaweite Projekt wolle explizit erinnern an die Vertreibung und Vernichtung von Juden, Zigeunern, politisch Verfolgten, Homosexuellen, Zeugen Jehovas und Euthanasieopfern im Nationalsozialismus.
Durch die Ablehnung der Verlegung für die Familien Landauer/Hirsch sieht der Verein Stolpersteine das Kunst-und Erinnerungsprojekt grundsätzlich in Frage gestellt. Diese Form des Gedenkens solle aber weiter voran gebracht werden, denn zur Aufarbeitung der NS-Zeit gehöre auch, an Leute zu erinnern, die wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugung verfolgt und eingesperrt wurden, wie etwa Gewerkschafter und Pfarrer. Ganz daneben liegt die Argumentation des Kultursenats bzgl. des kommerziellen Aspekts dieses Projekts, denn bei Werken anderer Künstler wird auch nicht nach dem monetären Ertrag gefragt. Zudem steht ein gewaltiger logistischer Apparat hinter der Bewältigung der zahlreichen Anfragen zur Verlegung. Dazu bedarf es einiger Angestellter, die auch nicht umsonst arbeiten können.
Nach der Abarbeitung der ursprünglichen Liste – es fehlen leider immer noch 5 Steine (letzte Verlegung war im Mai 2016!) – gibt es noch genügend andere Verfolgte des NS-Regimes auch in Landshut, derer erinnert werden sollte. Z. B. Zwangssterilisierte und Euthansieopfer, politisch Verfolgte und auch Zwangsarbeiter, die in der Aufarbeitung der Geschichte Landshuts bis dato noch keine Rolle gespielt haben.