25. Jan. 2013: Die Landauers – Eine jüdische Verlegers- und Kaufmannsfamilie in Landshut im Dritten Reich!

Der Münchener Verleger Dr. Richard Landauer war seit 1922 mit Edith Hirsch (am 14. Januar 1900 in Landshut geboren), der Tochter von Adolf und Cäcilie Hirsch, den Inhabern des damals größten Landshuter Kaufhauses Hermann Tietz Nachfolger, verheiratet. Sein Delphin-Verlag gehörte in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg und danach zu den kleineren Münchener Verlagen. Ein breit gefächertes Verlagsprogramm mit Spezialisierung auf moderne Kunst und junge Literatur weisen den Delphin-Verlag als „Publikumsverlag“ aus. Selbst in Kriegs- und Krisenzeiten brachte Dr. Richard Landauer jährlich zwischen zwölf und zwanzig neue Titel heraus. Bereits bei der Machergreifung der Nationalsozialisten im März 1933 scheint Dr. Richard Landauer vor dem brutalen Vorgehen der NS-Aktivisten resigniert zu haben. Die Familie Landauer zog mit den drei Kindern Eva-Maria, Stephan Klaus Robert und Robert Felix am 10 Oktober 1933 nach Landshut und bezog in der Theaterstraße 55 – 57 eine Wohnung im 3. Stock oberhalb des Kaufhauses Hermann Tietz Nachf. Dr. Richard Landauer wurde einer der Geschäftsführer des Kaufhauses. Ab 1934 versuchte Dr. Richard Landauer, seinen Verlag zu verkaufen. Erst im Jahre 1938 gelang es ihm, allerdings zu einem unverhältnismäßig niedrigen Preis, den Delphin-Verlag an einen anderen deutschen Verlag zu verkaufen. Die Familie Landauer flüchtete am 29. September 1938 von Landshut aus nach London/England.
Die Referentin, Frau Dr. Phil. Barbara Schier, hat in Buchhandelsgeschichte 1995/2, herausgegeben von der Historischen Kommission des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, die Studie „Der Delphin-Verlag von Dr. Richard Landauer – Eine Studie zur Ausschaltung eines jüdischen Verlegers im Dritten Reich“ veröffentlicht. Sie hat mit damals noch lebenden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen (auch aus Landshut) gesprochen, mit seinem Sohn Prof. Stephen Landor in England in Briefkontakt gestanden und den umfangreichen Briefwechsel von Dr. Richard Landauer mit den Inhabern anderer deutscher Verlage zum Verkauf seines Verlages im Hauptstaatsarchiv in München aufgefunden und ausgewertet.