28. Jan. 2019: Nebel im August

Kinoptikum und der Verein Stolpersteine für Landshut zeigen anlässlich des Holocaust-
Gedenktages den Film „Nebel im August“.
Ernst Lossa ist eine historische Figur. Lossa, geboren 1929 in Augsburg, gehörte den Jenischen an, einer heterogenen Bevölkerungsgruppe von Fahrenden, die von den Nationalsozialisten als „Zigeuner“ bezeichnet und verfolgt wurden. Lossas Mutter ist tot, der Vater ohne festen Wohnsitz und so wird der Junge weitergereicht, von Heim zu Heim, bis er schließlich im Mai 1943 in die Heilanstalt Irsee in der Nähe von Kaufbeuren verlegt wird, ein ehemaliges Benediktinerkloster. Dort wird Ernst Lossa im August 1944 durch eine Giftspritzer ermordet.
„Nebel im August“ beruht auf dem 2008 erschienenen gleichnamigen Roman des Journalisten Robert Domes. Michael von Cranach hatte als Chefarzt des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren Patienten-Akten gesichtet und recherchiert; besonders beeindruckte ihn die Lebensgeschichte von Ernst Lossa, der 1944 in Irsee, der Nebenanstalt von Kaufbeuren ermordet wurde. Seine Recherchen zur Geschichte der Euthanasie in Irsee liegen dem Roman zugrunde. Der Spielfilm richtet den Fokus auf die letzte Phase des Lebens von Ernst Lossa. So ist ein Spielfilm entstanden, der dieses letztlich unfassbare Kapitel deutscher Geschichte mit großer Eindringlichkeit vermittelt. Historisch verbürgte Fakten wurden vom Autor des Drehbuches Holger Karsten Schmidt kombiniert mit fiktiven Porträts und Episoden.
Denn der Zuschauer will und soll sich identifizieren mit den einzelnen Protagonisten, ganz besonders mit Ernst Lossa, mit seinem Optimismus und seiner Lebendigkeit. Nicht wirklich zu erfassen, nur zu erahnen ist der Aufwand, den der Produzent Ulrich Limmer betreiben musste, um dieses ungeheuere Projekt zu finanzieren und umzusetzen. Im Abspann sind die vielen Namen all der Menschen mit und ohne Behinderung zu lesen, die an dem Film mitgewirkt haben. Unter ihnen ist der prominenteste und prägnanteste ohne Zweifel David Bennent; aber auch die vielen anderen Mitwirkenden sind Statisten der besonderen Art. Zu Recht wird ihren Eltern und Betreuerinnen ausdrücklich gedankt. Die Sorge, hier würde ungewöhnliches Verhalten und Aussehen als monströs vorgeführt, bleibt unbegründet. Allen Beteiligten ist hier ein erstaunlicher, vermutlich einmaliger Balanceakt gelungen.