29. Apr. 2015: 1945 bis 2015 – 70 Jahre Ende des 2. Weltkriegs! 70 Jahre Befreiung vom Faschismus!

„Eine größere Liebe hat niemand als der, der sein Leben hingibt…“ – Die Freiheitsaktion Bayern in Landshut und der Mord an Franz Seiff!
Vortrag von Moritz Fischer

Am 29. April 1945, zwei Tage vor Einmarsch der amerikanischen Kampfverbände in Landshut, wurde am ehemaligen Landshuter Viehmarktplatz (Deutsche Rentenversicherung – gegenüber vom CCL) ein Mann erhängt – ohne reechtskräftiges Urteil. Nach Eintritt des Todes wurde ihm ein Schild um den Hals gehängt. „So endete ein Volksverräter“ stand darauf. So hing er dort mehrere Stunden, bis er in die Viehmarkthalle gebracht wurde. Was hatte der „Volksverräter“ getan, um so hart bestraft zu werden?
Der Mann, der hier hingerichtet wurde, hieß Franz Seiff, ein Landshuter Gewerberat. Das einzige, was er gemacht hatte, war, dass er von seiner Frau zwei weiß-blaue Fahnen auf seinem Haus in Schweinbach hissen ließ, als Zeichen des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Er verübte hiermit in der grausamen und fatalen Logik des Nationalsozialismus eine der wohl schlimmsten Taten, die man sich nur vorstellen konnte: Wehrkraftzersetzung.
Dieser Tatbestand wurde grundsätzlich mit dem Tode bestraft. Die Strafe fiel deshalb so streng aus, da man hier gegen die „Volksgemeinschaft“ agierte; jedoch war selbst im Dritten Reich ein Gerichtsverfahren vorgesehen. Franz Seiff wurde jedoch auf Befehl eines einzelnen Mannes exekutiert, des Gauleiters der Bayerischen Ostmark und SS-Sturmbannführers Ludwig Ruckdeschel.
An Franz Seiff wurde ein abschreckendes Exempel statuiert, wie es in vielen deutschen Städten in den letzten Kriegstagen der Fall war. Seiff handelte hier jedoch nicht aus einer Laune heraus, sondern er war schon lange Anführer einer Widerstandsbewegung, die in Landshut agierte.
Demnächst wird eine Gedenktafel an Franz Seiff erinnern, die bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) am Hinrichtungsort von Franz Seiff angebracht werden soll. Das Einzige, was bis jetzt an ihn erinnert, ist die Franz-Seiff-Straße im Landshuter Stadtteil Nikola.
Die Veranstaltung am 29. April wird über eine Landshuter Widerstandsgruppe gegen die NS-Herrschaft und über die Person Franz Seiff informieren. Wie war diese Widerstandsgruppe organisiert, welche Kontakte hatte sie zu anderen Organisationen? Es soll der Frage nachgegangen werden, aus welchen Beweggründen sich die Mitglieder dieser Gruppe für den Widerstand in den letzten Kriegstagen entschieden hatten.

Siehe dazu den Aufsatz von Moritz Fischer in Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern, Landshut 2014, Band 140, S. 11 – 59