„a teyl vun dir – a teyl vun mir/eine Hälfte von dir – eine Hälfte von mir“
Über Jahrzehnte hat sich Fritz König in vielen Werken mit unterschiedlichen Formen und
Themen des Gedenkens befasst. Den inhaltlich unmittelbarsten Bezug haben seine
Holocaust-Mahnmale – das in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers
Mauthausen sowie sein prämiertes Modell der zentralen Gedenkstätte der ermordeten Juden
Europas für Berlin. Aufgrund dieser inhaltlichen Nähe und im Zusammenhang mit der Verlegung
weiterer „Stolpersteine“ in Landshut (geschehen am 11. 09. 2013 in der Seligenthalerstraße
60) veranstaltet das Skulpturenmuseum in Kooperation mit dem Verein Stolpersteine für
Landshut das Konzert mit Lesung. Schülerinnen und Schüler von Landshuter Gymnasien lesen
ausgewählte Gedichte und Texte von Selma Meerbaum-Eisinger, Mascha Kaléko, Lilli Palmer,
Paul Celan und Rose Ausländer.
Valeriya Shishkova und die Vanderer spielen traditionelle jiddische Lieder und Klezmer als
auch zeitgenössische Kompositionen nach Texten klassischer und moderner jiddischer Autoren.
Zu ihrem Repertoire gehören auch eigene Kompositionen nach Gedichten der israelischen
Dichter Lev Berinsky und Michoel Felsenbaum, die beide zu den wenigen Autoren gehören,
die nicht in Hebräisch, sondern in ihrer jiddischen Muttersprache schreiben.
Die Lieder und Texte wurden in den Ausstellungsräumen des Skulpturenmuseums im
unmittelbaren Dialog mit den Werken Fritz Königs aufgeführt und gelesen. Die mit ihren
kunstfertig vorgetragenen, vorwiegend heiteren jiddischen Volks- und Tanzliedern der
Musikgruppe bildeten einen Kontrast zu den besinnlichen Lesungen der Gymnasiasten.
Manche der Zuhörer mögen dies vielleicht als etwas befremdlich empfunden haben, aber
dieser Spagat zeigt eben auch den Spannungsbogen, wie er sich im wahren Leben darstellt:
von Himmel hoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Und man konnte beobachten, wie viele der
Anwesenden während der musikalischen Darbietungen ihre Köpfe hin- und her bewegten
und im Takt der Musik mit ihren Füßen wippten.
Einen nachhaltigen Eindruck hinterließen die von den Mitgliedern der Schüler-AGs ausgewählten,
zwischen den Liedern eingestreuten und gekonnt vorgetragenen Gedichte und Texte. Und so
stimmte nicht nur das Gedicht von Mascha Kaleko sehr nachdenklich, das mit den Zeilen endet:
„Bedenkt, den eigenen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der anderen muss man leben.“
Für Rosi Steinberger, MdL, war der Abend ein „Kulturgenuss“, der hoffentlich dazu beitrage,
der Initiative mehr Anerkennung zu verschaffen. Die engagierten Schüler*innen wären sicher
erfreut gewesen, wenn mehr Vertreter des öffentlichen Lebens anwesend gewesen wären
und somit ein Zeichen gesetzt hätten.